Hartmut Großmann war über Jahrzehnte in allerlei Funktionen im Basketball unterwegs. Dafür wurde der Mitgründer von Wacker 62 Völklingen und frühere Betreuer der Jugend-Nationalmannschaft jetzt mit der Sportplakette geehrt.
VÖLKLINGEN | Seine sportliche Passion führte ihn in die ganze Welt: Als Delegationsleiter der deutschen Basketball-Mannschaften der weiblichen U 16 bis U 18 reiste Hartmut Großmann zu 473 Länderspielen und zu 21 Europameisterschaften. Dabei war der heute 80-Jährige auch bei dem größten Erfolg einer deutschen Nachwuchsmannschaft im Basketball mit dabei: 2018 gewannen die U 18-Mädchen den Titel bei der Europameisterschaft. „Das war für mich der absolute Höhepunkt“, blickt Hartmut Großmann vor Freude strahlend zurück.
Mittlerweile befindet sich der in Völklingen geborene Basketball-Enthusiast im „Funktionärs-Ruhestand“. Als letzten „Job“ gab er im vergangenen Jahr die Geschäftsführung der Regionalliga Südwest auf. Zuvor war Hartmut Großmann von 1968 bis zum Jahr 2000 Vorstandsmitglied des Basketball-Verbands Saar. Die Geschicke der Regionalliga leitete er, parallel zu seiner Tätigkeit als Delegationsleiter, mehr als 40 Jahre lang.
Für all diese Verdienste – und weitere im Bereich des Vereinssports – wurde Hartmut Großmann, quasi als würdiger Abschluss seiner Funktionärs-Laufbahn, kürzlich die saarländische Sportplakette verliehen. Mit ihr werden pro Jahr zehn Menschen für herausragendes ehrenamtliches Engagement in Sportverbänden und -vereinen geehrt.
„Ich habe mich auf alle Fälle sehr gefreut“, verrät der 80-Jährige. „Ich bin schon vor ein paar Jahren mal vorgeschlagen worden, aber da bin ich wohl noch durch das Raster gefallen“, ergänzt Hartmut Großmann – und lacht. Auf die Frage nach seiner Motivation, all die Jahre ehrenamtlich aktiv zu sein, erklärt er: „Es hat ganz einfach Spaß gemacht.“
Dass sein Engagement beim Deutschen Basketball-Verband geschätzt wurde, zeigt auch die Tatsache, dass mehrere sportlich Verantwortliche der Nationalmannschaften mit ihm zusammenarbeiten wollten. „Ich bin da irgendwann mal reingerutscht und dann quasi von Bundestrainer zu Bundestrainer weitergereicht worden“, verrät Hartmut Großmann gut gelaunt.
Trotz des Ruhestandes ist der 80-Jährige immer noch sportlich in der ganzen Welt unterwegs – allerdings in virtueller Form. Mit Hilfe eines Computer-Programms, das an sein Rennrad angeschlossen ist, fährt Hartmut Großmann bekannte Radrennen nach. „Es gibt da Etappen von der Tour de France, aber auch Strecken in Spanien. Das finde ich deutlich besser, als nur auf einem Heimtrainer zu sitzen. Das ist nämlich langweilig“, berichtet der Rentner. „Ich brauche das – und ich bin dabei, mich wieder in Form zu bringen“, ergänzt der 80-Jährige voller Schwung.
Hartmut Großmann hat sich gerade von einer Herzoperation im Oktober 2020 und einer – zum Glück milde verlaufenen – Corona-Infektion erholt. Selbst diese beiden gesundheitlichen Rückschläge konnten seinen Elan nicht bremsen. „Ich fahre täglich morgens eine Viertelstunde zum Wachwerden und dann am Nachmittag noch eine Dreiviertelstunde“, sagt Hartmut Großmann.
Zu seiner ursprünglichen sportlichen Leidenschaft, dem Basketball, kam der gebürtige Völklinger eher aus Zufall. Aus einer Hobby-Fußballmannschaft heraus gründeten Hartmut Großmann und einige Mitstreiter 1962 den Basketball-Verein Wacker 62 Völklingen. Durch den Sportunterricht und bei einem Freundschaftsspiel, das sie gegen eine Werksmannschaft des Limonaden-Herstellers Pepsi bestritten, war ihr Interesse an der damals in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckenden Sportart geweckt worden.
„Es gab zwar schon Vereine in Dillingen oder Saarbrücken, aber nicht bei uns“, erinnert sich Hartmut Großmann. „Ich weiß auch noch, dass in der ersten Halle, die wir von der Stadt zugewiesen bekamen, keine Körbe waren“, erzählt er und lacht dabei: „Mit der Zeit wurde es aber besser.“
Mit der Zeit kam auch der sportliche Erfolg: Wacker 62 Völklingen schaffte den Sprung bis in die Regionalliga. Bei Wacker 62 Völklingen wurden Talente ausgebildet, die den Sprung nach oben schafften: Manfred Becker, der für den Völklinger Verein spielte, brachte es beispielsweise auf sieben Einsätze in der deutschen Basketball-Nationalmannschaft. Helmut Sommerfeld wechselte aus der Hüttenstadt zum damaligen Erstligisten Eintracht Frankfurt.
Hartmut Großmann blieb als Spieler in seiner Heimat – und verbesserte sich kontinuierlich. „Ich war mit 40 bis 45 Jahren ein besserer Spieler, als ich es mit 20 bis 25 Jahren war“, blickt der 80-Jährige lächelnd zurück.
Wacker 62 Völklingen schloss sich im Jahr 1998 mit dem BBV Racing Ludweiler und der Basketball-Abteilung des TV Geislautern zu den Baskets 98 Völklingen zusammen. Deren erster Präsident war Hartmut Großmann. Zehn Jahre später wurde er deren Ehrenpräsident.
Vor der Saisonunterbrechung – mittlerweile hat der Basketball-Verband Saar entschieden, dass die Saison 2020/2021 in der Landesliga, Bezirksliga, Kreisliga, in der Pokalrunde sowie in allen Jugend-Ligen nicht mehr aufgenommen wird (wir berichteten) – war der 80-Jährige immer noch regelmäßig bei den Heimspielen des Vereins zu Gast, der seine Herrenmannschaft gerade aus der Oberliga zurückgezogen hat. Hartmut Großmann, der in Hostenbach wohnt, kann den Schritt des Rückzugs gut nachvollziehen: „Wenn man nicht genügend Spieler hat, ist es besser, eine Klasse tiefer zu gehen. Das macht den Spielern dann auch mehr Spaß, wenn sie dort häufiger gewinnen“, findet der Ehrenpräsident der Baskets 98 Völklingen.
Bevor die Corona-Pandemie dafür sorgte, dass auch bei Profi-Spielen keine Zuschauer erlaubt sind, besuchte der 80-Jährige auch regelmäßig die Partien von Erstligist Saarlouis Royals und Zweitligist Diamonds Saarlouis-Dillingen. Gern würde er bald wieder ein Spiel live auf den Zuschauer-Rängen verfolgen, doch wegen der Pandemie ist das aktuell nicht möglich. „Das fehlt mir schon“, gibt Hartmut Großmann zu. Nur auf dem Rennrad zu sitzen macht einen passionierten Basketballer dann also doch nicht ganz glücklich.
Neueste Kommentare